Rückzug

Von beängstigenden Viren und verschmutzter Luft

Foto: Schuld & Söhne von Christine Eder (Text) und Eva Jantschitsch (Musik) / Regie Christine EderEvi Kehrstephan, Christoph Rothenbuchner, Dominik Warta, Claudia Sabitzer, Katharina Klar, Nils Hohenhövel, Bernhard Dechant© www.lupispuma.com / V…

Foto: Schuld & Söhne von Christine Eder (Text) und Eva Jantschitsch (Musik) / Regie Christine Eder

Evi Kehrstephan, Christoph Rothenbuchner, Dominik Warta, Claudia Sabitzer, Katharina Klar, Nils Hohenhövel, Bernhard Dechant

© www.lupispuma.com / Volkstheater

Theater: Schuld & Söhne

Eine Meldung auf ORF.at erinnert mich heute an mein lange geplantes Projekt, einen Beitrag zum Volkstheaterstück „Schuld & Söhne“ zu schreiben. Also gut:

Am 15. Februar war die Premiere der Uraufführung. Für mich ein herausragendes Datum, ist doch mein Mann als Statist mit im Chor. Also Pflichttermin. 

Ich wusste, dass Christina Eder (Text und Regie) und Eva Jantschitsch (Musik) hier Zitate aus Twitter und Facebook in ihren Texten zu einer beklemmenden Dystopie verwoben haben. Das gefiel mir, bin ich doch selbst häufig in den Social-Media-Kanälen unterwegs und einige posts kamen mir ziemlich vertraut vor. Aktueller geht nicht.

Zitate:

„Fake News, Hass und Trollarmeen“; „Alte weiße Männer hatten uns reich gemacht. Alte weiße Männer, die ihre Familien ernährten.“; „Malaria, Zeckenfieber, Lepra. Die tödlichen Erreger sind zurück.“; Ich bin für Sicherheit statt teilen.“ ; „Ihr habt den Planeten zerstört’ ‘Ihr habt uns die Träume genommen’ “.

Es geht um das bis vor einigen Wochen nachrichtenbeherrschende Thema, den Klimawandel. Eine Gruppe von Menschen verlässt die wegen der großen Hitze kaum mehr bewohnbare  Stadt und zieht aufs Land. Sie praktizieren ein Lebensmodell des Teilens und des Schonens in ihrem klimaneutralen Mikrokosmos einer ländlichen abgekapselten Kommune. 

Zitat:

„Wir schonen, wir schonen. Wir leben Werte. Wir teilen. Wir kommunizieren wertschätzend. Wir vermeiden Zuschreibungen. Wir sind ein Modell für Gesellschaft. Wir lieben Dich und uns. Wir schonen, wir schonen.“

Exponenzielles Wachstum

Besonders eindringlich ist für mich, wie in dem Stück das Phänomen des exponenziellen Wachstums an Hand eines Seerosenteiches erklärt wird. Die Wasserpflanze wird in einen Teich verpflanzt und verdoppelt durch ihr Wachstum Tag um Tag die von den Blättern bedeckte Teichoberfläche. Erst ist es eine Pflanze, dann zwei, nach zwei Wochen ist der halbe Teich zugewachsen. Bis wann ist er völlig bedeckt? Es bleiben noch einmal 14 Tage? Falsch - es bleibt gerade einmal ein Tag. So verläuft exponenzielles Wachstum. 

Das kommt uns bekannt vor! Ja, wir haben es in der Zwischenzeit so oft erklärt bekommen, dass wir es mittlerweile im Schlaf wissen. Die Virusinfektionen vermehren sich im gleichen mathematischen Muster. 

Virus und Umwelt

In der Zwischenzeit ist das Klimathema fast völlig aus den Schlagzeilen verschwunden. Das bedrohliche exponenzielle Wachstum des neuartigen Coronavirus löste Existenzängste und die neue Distanziertheit des gesellschaftlichen Lebens aus, die uns nun zu schaffen macht.

Die vielleicht unerwartete Verbindung zwischen den beiden globalen Ereignissen - Klimawandel und COVID 19-Pandemie - zeigt dieser heute erschienene Artikel von ORF Science auf. Demnach liefert eine aktuelle Untersuchung konkrete Zahlen, dass Coronavirus-Tote und Luftverschmutzung zusammenhängen. Regionen mit hohen Stickstoffdioxidwerten und wenig Luftaustausch haben laut dieser Studie deutlich mehr Covid-19-Todesfälle als andere. (Originalstudie ). Das ist etwa in Norditalien, im Großraum Madrid und in der Provinz Wuhan in China der Fall. Möglicherweise macht die häufig dort auftretende Luftverschmutzung die Menschen anfälliger für das Coronavirus.

Für alle, die dieser Zusammenhang Umweltbelastung und Covid 9-Todesfälle näher interessiert: hier der Link zu einem interessanten Artikel im Guardian.

Videostream Schuld & Söhne: eine Empfehlung

Alle Theateraufführungen wurden, wie wir wissen, abgesagt. Wer die Parallelen der beiden Entwicklungen Umweltkatastrophe und Viruspandemie in dem bis auf Weiteres nicht mehr gespielten Stück selbst in Augenschein nehmen möchte, dem empfehle ich, sich den Videostream der Klimatragödie „Schuld & Söhne” am kommenden Donnerstag/Freitag anzusehen. Es sind die Texte, die mir nahegehen.

Verfügbar am Donnerstag 23. April ab 18.00 bis 24. April (24 Stunden lang)

www.volkstheater.at

kurzer Videoclip zur Volkstheateraufführung von Schuld & Söhne

Info zum Volkstheaterstück Schuld & Söhne